Stabiler, nährstoffreicher Boden für eine nachhaltige Umwelt
„Terra Preta“ bedeutet übersetzt „Schwarze Erde“. Der Begriff beschrieb ursprünglich die auffälligen Schwarzerdeböden im brasilianischen Amazonasgebiet. Diese Böden sind Überreste indigener Zivilisationen, die sie vor Jahrhunderten mithilfe verschiedener „Zutaten“ schufen. Verglichen mit den ansonsten nährstoffarmen Böden der Region zeichnen sich diese Schwarzerden bis heute durch besondere Fruchtbarkeit und Stabilität aus. Heute rückt die „Terra Preta“ wieder ins Interesse von Wissenschaft und Landwirtschaft, da ihre Eigenschaften bei längeren Trockenperioden und angesichts der problematischen Nährstoffauswaschung wichtig für uns sind.
Der wichtigste Bestandteil:
Pflanzenkohle (Biochar) verleiht „Terra Preta“ ihre wichtigsten Merkmale, vor allem durch ihre Porosität:
1 Gramm besitzt eine Oberfläche von bis zu 1000 m2.
Vorteile von Pflanzenkohle
- Wasserspeicherung (überbrückt Trockenperioden)
- Nährstoffbindung (Schutz vor Auswaschung)
- Lockerung/Durchlüftung des Bodens
- besserer Lebensraum für Mikroorganismen, aktiveres Bodenleben, schnellere Kompostierung
- Speicherung von Kohlenstoff über Jahrhunderte bis Jahrtausende: 1 kg Pflanzenkohle bindet ca. 3 kg CO2
Diese besonderen Eigenschaften führen dazu, dass der Boden buchstäblich „wächst“. Die Pflanzen wachsen schneller und das Verkohlen baut Jahr für Jahr mehr Boden auf. Lässt man die Pflanzen einfach verrotten, ist der Bodenaufbau minimal (2 cm in 1000 Jahren). Durch das Einbringen einer guten „Terra Preta“-Mischung hingegen können wir das Wachstum von Humus selber beeinflussen und beobachten (Anleitung zum Kompostaufbau siehe unten).
Wie stelle ich Pflanzenkohle her?
Wir alle kennen Pflanzenkohle:
Man erkennt sie beim Lagerfeuer als Übergang von Holz zu Asche. Dann leuchten Flammen über der tiefschwarzen Kohle, was bedeutet, dass die Kohlenstoffgerüste noch stabil sind, während viele Gase austreten und ein paar Zentimeter über der Kohle verbrennen.
Wenn alle Gase ausgetreten sind, können wir entweder warten bis auch die Kohle verglüht ist und nur Asche zurückbleibt oder wir löschen das Feuer in dem Moment, in dem die Flammen verschwunden sind. Damit erhalten wir das biochemisch sehr stabile Zwischenprodukt Pflanzenkohle!
Wie stelle ich eine „Terra Preta“ her?
Die „richtigen“ Rezepturen sind so vielfältig wie die Menge unterschiedlicher Bodeneigenschaften, die in Gärten oder Äckern vorliegen. Am besten probieren wir für unsere lokalen Anbaubedingungen verschiedene Mischungen und tauschen unsere Erfahrungen untereinander aus.
Um ein gutes Pflanzsubstrat für den Gemüseanbau zu erhalten, lassen sich relativ hohe Kohlegehalte festlegen. Wichtig ist, dass dem Boden weitere Nährstoffe zugeführt werden, da die Pflanzenkohle selber wenige enthält und nur dafür sorgt, dass diese nicht verloren gehen und besser zirkulieren.
Das können Mist, Urin, Gesteinsmehl oder Pflanzenjauche sein.
Allgemein gilt zu beachten, dass weder die Pflanzenkohle noch der Dünger in größeren Stücken eingebracht werden. Die feinen Pflanzenwurzeln bevorzugen krümeligen Boden mit Aggregaten, die möglichst nicht mehr als einen halben Zentimeter dick sind. Je kleiner die Kohlestücke sind, desto leichter lassen sie sich von den Mikroben besiedeln.
Dies passiert natürlich besonders effektiv, wenn die Kohle schon längere Zeit vor der Pflanzung mit dem Dünger vermischt wird. Wenn möglich, lohnt es sich beispielsweise, die Kohle schon von Anfang an mit in die Komposttonnen (oder -haufen) zu streuen.
Für die richtige Mischung ist dabei zu beachten, dass sich das Volumen der Bioabfälle stark verringern wird, während die Kohle nicht zersetzt wird. Ein angebrachtes Mischungsverhältnis wäre etwa Kohle:Gartenabfälle = 1:5.
Fachlicher Inhalt: Thomas Middelanis
Bei Fragen zur Herstellung oder den Eigenschaften von Pflanzenkohle und Terra Preta: biochar@posteo.de
Anleitung zum Kompostaufbau
Von unten nach oben geschichtet:
- Zweige / Stroh, 20 cm
- Garten- und Küchenabfälle, 10-15 cm
- Pflanzenkohle, 2 cm (relativ hoher Anteil), gedüngt mit Mist, Urin oder Pflanzenjauche und evtl. geimpft mit Effektiven Mikroorganismen oder wenigreifer Komposterde
- Gartenerde oder reifer Kompost vom Vorjahr, 3-5 cm
Der reife Kompost wird vor dem Pflanzen mit Gartenerde im Verhältnis 1:1 (optimal) vermischt.